Mit Zeit, Respekt und Humor

Gesellschaft haben, Zuwendung erfahren, selbstbestimmten Alltag erleben – das ist für pflegebedürftige Senioren mit und ohne Demenz sehr wichtig. Zu Hause funktioniert das nicht immer, zumindest nicht rund um die Uhr. Deshalb gibt es Angebote wie die Tagespflege Vaihingen.
Gegen 8.30 Uhr trudeln die ersten Gäste ein. Ein paar Damen – und es sind hier immer die Damen, nie Vertreter des starken Geschlechts – helfen beim Tischdecken. Wenn die Runde komplett ist, wird zusammen gefrühstückt. So beginnt der gemeinsame Tag am Vaihinger Markt.
 
Im Schnitt 15 pflegebedürftige Senioren sind hier an den Wochentagen zu Gast, manche jeden Tag, manche zwei-, dreimal in der Woche. Pflegebedürftige Frauen und Männer, mit schwerer Demenz oder nur ganz leichter treffen sich hier, um ein paar schöne Stunden zu erleben. „Sie sollen sich wie zu Hause fühlen“, sagt Carmen Chryslit, Pflegefachkraft und Krankenschwester.
Die Tagespflege ist quasi ein zweites Zuhause mit Extras. Denn wer hat schon eine Sängergruppe in den eigenen vier Wänden? Oder immer jemanden greifbar, der Lust auf eine Brettspielrunde hat? Auch malen, Gymnastik machen oder spazieren gehen stehen rund um Mittagessen und Kaffeetrinken auf dem Programm. Oder Obst für einen Obstsalat schnippeln – denn „alles, was man noch selbst machen kann, soll man selbst machen“, meint Chryslit. Und „herumsitzen kann man auch daheim.“ Wer eine (Mittags)Pause braucht, kann aber jederzeit eine einlegen. „Man muss ein Gespür dafür haben, wer gerade was braucht.“ Es ist eine Sache des Respekts. Das benötigt Zeit, Geduld vom Gegenüber, Einfühlungsvermögen – und durchaus auch eine Portion Humor.
Letzterer kommt den Angehörigen von Demenzkranken oft abhanden. Zu anstrengend ist das Immer-da-sein, zu verletzend, was die erkrankte Mutter oder der Ehemann plötzlich sagt. Die Demenzkranken „sind in solchen Momenten aber nicht mehr der Mensch, der sie eigentlich sind“, so Chryslit. Das erklären sie und ihre Kollegen den Angehörigen ebenso, wie diese damit umgehen können. Oder wie man am besten reagiert, wenn ein Demenzkranker hartnäckig einen Gedanken verfolgt, der ihm nicht auszureden ist.
 
Viele Angehörige Pflegebedürftiger befinden sich ständig im Spagat zwischen Überforderung und Schuldgefühlen. Das Tagespflege-Angebot ist nicht nur für die Pflegebedürftigen selbst gedacht, sondern auch, um deren Angehörige zu entlasten. Um ihnen Zeit zu verschaffen, sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern – und um ihnen mit Rat zur Seite zu stehen, ihnen Mut zu machen. Das kommt am Ende allen zugute.
Lako