Bin ich hier richtig? Bäcker, Metzger und andere Läden reihen sich aneinander, ein Kindergarten ist gleich um die Ecke, Menschen eilen hin und her. In der Gabelberger Hauptstraße pulsiert das Leben. Ich suche die Krankenwohnung Gablenberg, eine Einrichtung der Diakonie zur Pflege älterer und demenziell erkrankter Menschen. Und tatsächlich: An einem Mehrfamilienhaus entdecke ich das Diakonie-Schild. Hier muss es sein. Ich klingle und werde sofort eingelassen. Durch ein Treppenhaus gelange ich nach oben. Eine Tür geht auf und ich werfe einen ersten Blick in die Wohnung. In einer Ecke stehen mehrere Sessel, die vielen Fenster bieten einen guten Blick auf die Straße, dazu eine geräumige Essküche mit einem großen Holztisch in der Mitte – gemütlich ist es hier.
Ich werde von Susanne Hermann, der Pflegedienstleiterin, begrüßt. Sie erzählt mir, was es mit der Krankenwohnung Gablenberg, die es bereits seit 30 Jahren gibt, auf sich hat. „Die Wohnung dient vor allem dazu, Angehörige und die Diakoniestation kurzfristig bei der Pflege von älteren Menschen zu unterstützen. Besonders für die Betreuung demenziell erkrankter Menschen ist die Wohnung gut geeignet“, erzählt Susanne Hermann, und dass im Schnitt über die Hälfte der Gäste der Krankenwohnung demenziell erkrankt sind. Wie lange die betagten Gäste bleiben ist unterschiedlich. „Wir haben Menschen, die sind nur eine Nacht da, damit die Angehörigen mal wieder ausschlafen können. Aber es gibt auch Gäste, die mehrere Monate hier bleiben, zum Beispiel wenn sie auf einen Platz in einem bestimmten Pflegeheim warten oder der pflegende Angehörige länger krank ist“, so die Pflegedienstleiterin. Aber es gibt auch Senioren, die nur für zwei Stunden kommen, weil die Angehörigen einen Termin haben. „Uns ist es wichtig, dass wir auch kurzfristig reagieren können“, verdeutlicht Susanne Hermann, „bei Notfällen, zum Beispiel wenn ein Angehöriger plötzlich krank wird, können wir schnell einspringen.“
In einem der Sessel sitzt eine ältere Dame und liest, eine andere wartet am Tisch auf den Kaffee. An der Wand hängen Bilder von einem 99. Geburtstag. Die Krankenwohnung Gablenberg wirkt wie die Wohnung einer großen Familie. Die Zahl der Senioren, die betreut werden, ist begrenzt. „Wir haben acht Betten in zwei Einzelzimmern und drei Doppelzimmern“, erzählt Susanne Hermann. Und, dass die geringe Bettenzahl eine ausgesprochen persönliche Betreuung der Gäste ermögliche. „Unser Personalschlüssel ist sehr gut. Wir haben rund um die Uhr eine Pflegekraft hier sowie unter der Woche eine Auszubildende zur Alltagsbetreuerin.“
Durch die intensive Betreuungsmöglichkeit eignet sich die Krankenwohnung hervorragend zur Pflege von Menschen mit demenzieller Erkrankung. „Demenzkranke Menschen können sich oft noch an Ereignisse aus ihrer Jugend erinnern, während die der letzten Jahre vergessen worden sind“, erklärt die Pflegedienstleiterin. Deshalb sei es wichtig, sich ein Bild von der Biografie eines Menschen zu machen. „Wir überprüfen, wie das Verhältnis der Person zum Essen war. Demenziell erkrankte Menschen neigen dazu zu wenig Nahrung zu sich zu nehmen, vor allem wenn sie auch früher nicht viel gegessen haben.“ In der Krankenwohnung werden für diese Gäste überall kleine Fingerfood-Portionen verteilt, damit Sie immer wieder etwas zu Essen finden. „Wir gehen auch mit einem Teller oder einem Glas neben ihnen her, um sie immer wieder zum Essen oder Trinken zu animieren. Wer sich viel bewegt, verbraucht auch viele Kalorien.“
Ich blicke auf den Balkon, auf dem eine kleine Gruppe älterer Damen sitzt und genüsslich raucht. „Der Balkon ist sehr beliebt“, erzählt Susanne Hermann, „Im Sommer hatten wir hier ein kleines Grillfest. Es roch herrlich nach Würstchen und Fleisch und die Stimmung war ausgelassen.“ Doch auch im Alltag ist das Essen in der Krankenwohnung Gablenberg gut. Wochentags kommt das Essen von der benachbarten Kindertagesstätte, am Wochenende wird selbst gekocht - unter Einbeziehung der Gäste.
„Eine gestandene Hausfrau hat durchaus auch den ein oder anderen guten Tipp. So können auch wir noch was lernen“, sagt die Leiterin der Krankenwohnung und schmunzelt. Frühstück, der Kaffee und das Abendbrot werden selbstverständlich täglich frisch vor Ort zubereitet.
mz