Stuttgart-Dürrlewang, um die Mittagszeit: Sven Ruloff* fährt in einem blauen Kleinbus vor dem Evangelischen Gemeindehaus vor. Aus dem Café Lichtblick dringen helle Stimmen – die Betreuungsgruppe für dementiell Erkrankte singt „Danke für diesen guten Morgen“. Sven betritt den Gruppenraum, begrüßt die alten Menschen mit Handschlag. „Na, wie geht es Ihnen heute?“, fragt der 19-jährige freundlich. Die meisten der Senioren kennt er mit Namen, und auch er wird herzlich begrüßt. „Heute fahre ich einige Leute aus dieser Betreuungsgruppe nach Hause, die etwas weiter weg wohnen“, erklärt der Freiwillige der Diakoniestation Stuttgart und beginnt die Damen und Herren einzeln zu dem Kleinbus zu begleiten. Als erstes ist Frieda May* an der Reihe. Sven Ruloff hilft ihr vorsichtig über die Trittleiter in den Bus. Dabei machen der Bufdi und die 86-jährige ihre kleinen Späße miteinander – und das, obwohl sie sich noch nicht lange kennen. „Die alten Leute freuen sich immer sehr, wenn man ihnen behilflich ist“, sagt Sven. „Mit ihnen kann ich sehr oft zusammen lachen, sodass ich bei der Arbeit eigentlich immer gut gelaunt bin.“ Die meiste Zeit des Tages ist der junge Mann mit dem Auto unterwegs – so wie jetzt, um die Leute nach Hause zu bringen, die im „Café Lichtblick“ betreut werden. Dazu kommen noch Fahrdienste von und zur Tagespflege in Stuttgart-Vaihingen. Oder er begleitet die Senioren zum Arzt oder zum Einkaufen. „Aber man setzt die Leute natürlich nicht einfach nur vor der Haustür ab. Oft begleite ich sie noch bis in die Wohnung, vor allem wenn sie dabei Hilfe brauchen“, erzählt Sven, der aber auch schon Essen auf Rädern ausgefahren, Dienstfahrzeuge durch die Waschstraße gesteuert oder sich bei Kehrwochen oder in der Nachbarschaftshilfe nützlich gemacht hat.
Sven hat sich für 12 Monate Bundesfreiwilligendienst entschieden, obwohl er auch die Möglichkeit gehabt hätte, sich nur sechs Monate freiwillig zu engagieren. "Ich habe jetzt noch über ein halbes Jahr vor mir. Die Zeit wollte ich mir nach der Schule zur Orientierung einfach nehmen. Aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich in den vergangenen Monaten bereits sehr viele wichtige Erfahrungen gemacht habe“, meint der 19-jährige. „Einerseits habe ich gelernt sehr sicher und umsichtig zu fahren und meinen Tag selbstständig zu planen. Andererseits habe ich zum Beispiel auch gemerkt, wie man mit Demenzkranken umgehen muss.“
Die hauptamtlichen Mitarbeitenden der Diakoniestationen Stuttgart möchten die Hilfe und das Engagement der Freiwilligen auf keinen Fall missen – und auch die alten Menschen freuen sich darüber, dass sich junge Menschen um sie kümmern.