Viele Köche verderben den Brei, heißt es nicht umsonst. Einer muss den Überblick haben, die Fäden in der Hand halten, damit alles rund läuft. Das gilt nicht nur in der Küche, sondern auch bei der ambulanten Pflege. Deshalb gibt es die sogenannten Bezugspflegekräfte.
Was ist bei welchem Patienten zu tun? Das müssen die Pfleger wissen, wenn sie in den Stadtteilen auf Tour sind. Freilich wird schriftlich festgehalten, welcher Patient welche Medikamente verabreicht bekommt, bei wem ein Verband gewechselt werden muss oder wer wann gewaschen wird. Für jeden Patienten gibt es ein Berichteblatt, in dem all das vermerkt wird. Doch zu einer guten Pflege gehört noch mehr. Zum Beispiel zu wissen, ob Frau Müller selbst aufstehen kann oder ob Herr Maier in der Lage ist, sich alleine das Gesicht zu waschen. Kann Frau Müller zum Beispiel selbst aufstehen, würde sie sich schwer wundern, wenn sie plötzlich von einem übermotivierten Arm in die Senkrechte befördert würde.
Pflegen heißt: unterstützen, wo es nötig ist. Individuelle Besonderheiten, Fähigkeiten und Bedürfnisse müssen dokumentiert werden, damit die Patienten individuell betreut werden können. Solch einen detaillierten Plan zu erstellen, ist Aufgabe der Bezugspflegekräfte, die auch selbst ganz „normal“ im ambulanten Pflegedienst tätig sind.
Um herauszufinden, was jeweils gebraucht und gewünscht wird, sprechen die Bezugspflegekräfte mit den Patienten und mit deren Angehörigen. Vertrauen ist wichtig. „Der Begriff Bezugspflege kommt nicht von ungefähr – es geht um Beziehungen“, verdeutlicht Beate Schmiech, stellvertretende Pflegedienstleiterin des Bereichs Botnang-West. Sie leitet zusammen mit Admira Saletovic die Treffen der Bezugspflegekräfte.
Insgesamt 30 Bezugspflegekräfte gibt es derzeit bei der Diakoniestation Stuttgart. Vierteljährlich kommen sie, aufgeteilt in zwei Gruppen zusammen, um sich auszutauschen, um informiert zu werden über neue Pflegegesetze und dergleichen. Dieses Wissen ist wichtig, denn „die Bezugspflegekräfte sollen den Patienten und ihren Angehörigen helfen, die Pflege-Möglichkeiten auszuschöpfen, die ihnen zustehen“, erklärt Beate Schmiech. Ob ein Patient ein Hilfsmittel braucht oder ein pflegender Angehöriger ein paar Tage Urlaub machen möchte: Die Bezugspflegekräfte unterstützen auch bei solchen Dingen, helfen dabei, die entsprechenden Anträge zu stellen oder verweisen an passende Ansprechpartner.
Und sie schauen selbst gezielt hin, was gebraucht wird: Stolpert eine Seniorin etwa ständig über einen Teppich, sollte sie in Sachen Stolperfallen beraten werden. Wie wichtig beides ist – der gezielte Blick und die Beratung –, vermitteln die Bezugspflegekräfte auch ihren Teams.
Bei den Bezugspflegekräften laufen die Fäden zusammen. Sie behalten den Überblick, bilden die Schnittstelle zwischen Patient, Pflegern und Pflegedienstleitung. „Die Leute sollen so lange wie möglich zu Hause leben können“, so Beate Schmiech. Gut leben, mit so individueller Pflege wie möglich.